Es gibt beim Betrachten einen befremdenden, fast sakralen Moment. Machen mich die Bilder zur Voyeurin?

 

Gudrun Seidenauer, Schriftstellerin

anlässlich Recent Changes, Galerie 5020, 2008

 

In Stefan Heizingers Bildern bleibt es nicht bei der Andeutung von Gewalt. Die Farben schlagen zu und die Ausschnitte zwingen den Blick in medias res. Verkeilte Leiber, Tritte, Zugriff, eine phallische Explosion und hinten und rundherum ein wiederkehrendes himmlisches Blau. Es gibt beim Betrachten einen befremdenden, fast sakralen Moment. Machen mich die Bilder zur Voyeurin? Wie bei einem Daumenkino blättert das Gedächtnis die Motive durch. Die Abbildungsverfahren oder eigentlich die Darstellungsmöglichkeiten von Gewalt bleiben weiterhin ein offenes Problem. Alles ist Zitat. Ist vielleicht Zitat alles, was dazu zu sagen, darzustellen bleibt? Die Schwarzweißkopien, die den Interventionen der nachfolgenden Künstler einen Bezugspunkt bieten, erinnern als solche schon daran. Die medialen Bilder in ihrer technischen Perfektion bringen uns ja keineswegs in Berührung mit Gewalt, mit ihrer Alltäglichkeit, ganz im Gegenteil, behaupte ich: Sie schützen uns davor. Wir haben sie archiviert, sie sind Teil unseres kulturellen Gedächtnisses geworden: Marilyn Monroes Gesicht, die Pilzköpfe der Beatles, der Atompilz, der Offizier, der seine Waffe an die Schläfe eines Gefangenen ansetzt, die Flugzeuge beim Crash am 11. September.